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Ein gutes Buch bewegt dich wie eine intensive Beziehung. Es bringt dich zum lachen, träumen, weinen , bricht dein Herz und nimmt dich mit auf eine Reise ohne Wiederkehr.

Blinder Rausch - Doris Bezler

"Ein packender Psychothriller über eine wilde Party mit fatalen Folgen. ", so zumindest verspricht es der Buchdeckel.

Die ersten Seiten werfen einen tatsächlich direkt in das Geschehen. Irgendwo inmitten eines von Natur umrangten Gebiets erwacht ein junges Mädchen in einer Sommernacht, in den Kleidern einer anderen mit handfestem Filmriss und dem Bedürfnis so schnell als möglich zu vergessen, woran sie sich ohnehin nicht erinnern kann. Bereits in den ersten Seiten fällt die doch recht eigenwillige Art auf mit der die Autorin ihre Sätze bildet. Ein scheinbar willkürlicher Wechsel zwischen ich und sie, unkonsequenter Erzählweise , kurzen Sätzen und das sprunghafte Bedienen verschiedener Erzählzeiten bringen mich durcheinander, stören gar. Dann folgt ein Rückblick der die nächsten 83 Seiten quälend zäh vergehen lässt. An dieser Stelle wird schnell klar warum der steile Einstige in die Geschichte zwingend nötig war, denn er alleine hält mich davon ab das Buch beiseite zu legen und die Zeit mit etwas anderem zu füllen.

Die Frage was nun eigentlich passiert ist oder besser gesagt wer an dem Geschehenen Schuld trägt (denn bis auf die Protagonisten , die ebenso träge im Dunkeln tappen wie das Lesen vorwärts geht, sollte jedem mit einem gesunden Menschenverstand klar sein was in der Nacht passiert ist in der Leonie erwacht) oder einfach die Langeweile eines kalten Wintertags  bewegt dazu weiter zu lesen.

Immerhin 200 Seiten bleiben noch als das Buchlangsam Fahrt aufnimmt.

Dabei ist die Story an sich eigentlich gar nicht so schlecht. Das Setting an und um eine Schule gut gewählt, die Geschehnisse kompakt, die Auflösung logisch (so logisch sogar, dass man sich automatisch fragen muss wie dumm die Figuren eigentlich sein können di Zusammenhänge nicht zu erkennen) und die geschichte handlungsreich genug um vielversprechend zu sein.

Was stört also? In erster Linie die Schreibweise der Autorin. Neben der Eigenart ihre Sätze zu bilden hat Frau Bezler auch das dringende Bedürfnis mahnend den Zeigefinger zu heben und dabei so subtil vorzugehen, dass man den Zaunpfahl regelrecht bildlich auf sich zuschießen sieht. Einmal wäre das durchaus zu verzeihen, allerdings nicht das ganze Buch hindurch. Was man allerdings viel weniger verzeihen kann ist die Ausgestaltung der Charaktere. Ohne die Autorin zuvor gekannt zu haben drängt sich bei mir das Gefühl auf, dass zwischen ihr und ihren Helden ein großer Altersunterschied bestehen muss, teilweise scheint es sogar so als würde sie ihre Helden gnadenlos unterschätzen . Hippe Wörter wie Poppen und allerlei SMS Kürzel , die nicht einmal die Kids in meiner Nachbarschaft entziffern können, verstärken das Gefühl der aufgezwungenen Coolness. Ich finde mich wieder in der typischen Schublade Teenager: egoistisch, dumm, reizbar, pubertär, zickig , ein zweites Mal dumm, da das erste nicht gereicht hat und besonders im Falle der Protagonistin oberflächlich und zum Teil gefühlskalt, wozu sich anfänglich das absolute Fehlen von Emphatie mischt. Dadurch geht man als Leser automatisch auf Abstand anstatt sich mit Leonie zu identifizieren und mit seiner Heldin mitzuleben. Für mich genügt dieser Eindruck um mich zu fragen wer diese Frau ist, die dieses buch geschrieben hat und meine Vermutungen finden sich bestätigt. Doris Bezler hat ihr Teenagersein schon lange an den Nagel gehängt, ihre Kinder sind ebenfalls erwachsen . Doch nichts davon hätte so viel Klarheit in die seltsame Distanz zu den Figuren ihrer Fantasie gebracht, wie die Tatsache das die  Frau selbst Lehrerin ist.

Pädagogisch wertvoll ist das Buch meiner Meinung nach dennoch nicht, da die Lehrstellen zu offensichtlich aufeinander folgen . Literarisch wertvoll würde ich es ebenfalls nicht nennen, da es sich wie das Konzept eines Buches liest, holprig und gewollt ohne die kleinen Kniffe und Feinheiten zu beachten, die ein Leser, der zwischen den Zeilen liest verlangen würde.

Was bleibt ist eine Idee, die nie die Chance hatte mehr zu sein als ein potenzielles Musical in den Händen eines mittelwertigen Produzenten, der vielleicht die Möglichkeit bleibt einmal auf der Leinwand und in den Händen eines weit besseren Künstlers zu glänzen.

 

Für wen wäre das Buch etwas?

Meiner Meinung nach könnten schnelle Leser die nicht viel Wert auf einen solide geschriebenen Roman legen ihre Freude an dem Buch finden. Für die Fahrt mit dem Zug in Begleitung von lärmenden Kindern oder einen vor sich hinvegetierenden Tag am Strand wäre es ebenfalls geeignet. Allerdings gehört es für mich auf keinen Fall zu den Büchern, die ich in meinem Bücherschrank stehen haben möchte  und damit zu denen, mit den Begegnungen im Leben, mit denen man einen schnellen Kaffee trinken geht und es danach wieder gut sein lässt, bzw. es zurück in die Bücherei bringt.

 

 

The  Diviners

aller Anfang ist böse

Mit the Diviners- aller Anfang ist böse, hat Libba Bray ein hochspannenes Jugendbuch auf die Welt losgelassen, das das Potenzial zum Psychothriller hat. Fesselnd von der ersten Seite an, entführt das Buch auf eine Reise in das florierende und schillernde 1920. Fast ist es als könne man die Menschen auf der Straße gehen sehen, den Blues aus den Flüsterkneipen bis hinaus auf die Straße dringen hören können.

Es ist lange her, dass ich ein Buch in der Hand hatte, das sich mit so viel Liebe zum Detail  dem Setting der Geschichte widmet. Einzig gegen Ende des Buchs und einmal kurz am Anfang scheinen die Beschreibungen zu langatmig zu sein, nur um den Leser in einem gekonnten Bogen zum nächsten Rätsel zu führen und ihm die Gelegenheit zu lassen einmal durchzuatmen. Denn von der schillernden Welt einmal abgesehen, ist dieses Buch zugleich packend, beschert Gänsehaut und verführt dazu gerne mal ein weiteres Licht anzuschalten, wenn man sich wieder einmal bis spät in der Nacht nicht von den Zeilen trennen konnte. Mysterie und Kriminologie, ein wenig Esotherik und eine hellwache Heldin lassen den Leser bis zur letzten Seite nicht mehr los.

Doch auch die Nebencharaktere sind  höchst lebendig, sprechen ihre eigene Sprache und lassen keinen Zweifel daran, dass diese Personen wirklich existieren, zumindest nicht bis man das Buch einmal zugeschlagen hat.

Knallhart lässt Libba Bray ihre Charaktere leiden, führt sie zunächst ein, lässt den Leser sie in sein Herz schließen nur um ihn später mit ihnen leiden oder trauern zu lassen.

 

Es ist die Zeit der Flapper, der wilden Partys und der Prohibition. Der Demonstrationen und der Tanzshows. Die Gräben zwischen Arm und Reich, Schwarz und Weiß sind deutlich zu spüren. Fern ab der knallharten Realität der Straße kommt ein junges Mädchen, ein geborener Flapper in die Stadt nachdem es auf dem Land einen kleinen Zwischenfall ungemütlicher Art gab. Was als Strafe gedacht war gefällt Evie nur zu gut, endlich kann sie Abenteuer erleben und berühmt werden. doch schneller als gedacht wird sie von den Geheimnissen der Stadt eingeholt, denn ein mysteriöser und brutaler Ritualmörder treibt in New York sein Unwesen  und plötzlich steckt Evie mitten drin in dem Strudel aus Legenden, Mythen und Schrecken. Immer deutlicher wird dass der Täter über Fähigkeiten verfügt, die das menschliche Gemüt übersteigen, doch Evie versucht ihm mit ihren ganz eigenen Fähigkeiten entgegen zu treten, denn Evie ist ein Diviner.

 

Gefüllt mit vielen einzelnen Geschichten und Schicksalen ist man fast versucht einen eigenen Roman über das Buch zu schreiben, doch den besten Einblick bekommt man immer noch, indem man es selbst liest.

 

Geeignet ist dieses Buch nicht nur für Jugendliche sondern auch für Erwachsene, die sich gerne an ein Buch mit Nervenkitzel lesen. Einzig der Kostenpunkt ist mit knapp 20 Euro ein wenig happig, doch bei diesem Buch allemal gerechtfertigt.

 

 

 

-Libba Bray

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