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Abschied vom Sommer


Jedes Jahr fällt es mir ein wenig schwerer mich vom Sommer zu verabschieden. Vielleicht weil ich wahnsinnig verfroren bin und mich gleich wie in der Arktis fühle wenn die Temperaturen erst mal gegen 10 Grad gehen, vielleicht aber auch weil ich ahne, dass sich alles ändert und der Sommer nicht mehr der gleiche sein wird im darauf folgenden Jahr.

Jedes Jahr kommt also der Punkt, an dem ich spüre, dass sich der Sommer dem Ende neigt und ganz sanft in den Herbst übergeht, der Punkt an dem es mich nach draußen zieht um mich in aller Form vom Sommer zu verabschieden, die letzten Blumen zu pflücken um damit Sommerkränze zu basteln und einen Spaziergang zu machen bei dem ich so viel Sonne wie möglich tanke.

Nun da wir draußen nur noch 11 Grad haben, wird mir erst bewusst, dass ich diesen Spaziergang bereits vor einer Weile gemacht habe, bei tollstem Wetter bin ich vor etwas weniger als drei Wochen am Wald und Wiesenrand spazieren gegangen, ohne zu ahnen, dass es der letzte Sommerkuss sein könnte den meine Haut bis zum nächsten Jahr zu spüren bekommt. Nun sitze ich bei einer Tasse Kaffee in der beheizten Wohnung und denke nochmal zurück, spüre die Wärme auf meiner Haut, die erhitzte Luft in den Lungen.



Ich liebe es wenn man plötzlich von dieser kleinen Blase Natur umgeben ist und es nichts mehr gibt außer grün und dem Gezwitscher der Vögel. Hier und da raschelt es und während man im Kopf bereits an ein Wildschwein denkt ist es im Grunde doch nur ein kleiner Spatz, der viel mehr Lärm macht als man ihm zutraut während er durchs Unterholz hüpft.

Die letzten Jahre bin ich bei diesem Spaziergang meist einem Reh begegnet, dieses Jahr hat mich zumindest ein Eichhörnchen begrüßt. Während ich mich darüber freue und immer weiter gehe, fällt mir auf, dass der Herbst ein wenig schneller gekommen ist als gedacht. Die Natur ist bereits im vollen Wandel, Hagebutten blitzen hier und dort zwischen den Bäumen auf und aus meinem angedachten Sommerkranz wird ganz schnell auch ein Übergangskranz.


Erneut raschelt es im Unterholz, näher an der Straße, die Autobahn ist schon zu sehen und als ich nach dem Vogel Ausschau halte, der dieses Mal für den Radau verantwortlich ist, spaziert mir ein kleiner Igelherr entgegen.


Flotten Igelfußes ist er auf seinem ganz eigenen Spaziergang unterwegs und im Grunde sollte ich mir nicht viel dabei denken, bis auf, dass er ein wenig zu jung dafür ist alleine unterwegs zu sein, keine Mutter zu sehen, die Straße viel zu nahe und von Wasser bis auf ein vertrocknetes Flussbett weit und breit nichts zu sehen ist.


Manchmal sind es diese kleinen Gedanken, die dazu führen, dass man mit einem mal ein ganz schlechtes Gefühl hat. Sehe ich richtig hin wirkt der Igel nicht mehr ganz so flott, ist nicht ganz so munter wie ich gedacht hatte, doch von ein paar Taschentüchern und einer Gartenschere abgesehen habe ich nichts mitgenommen und um schnell nach Hause zu gehen und ein wenig Wasser zu holen bin ich schon viel zu weit draußen.


Schweren Herzens setze ich meinen Weg also fort, bis ich rund einen Kilometer weiter auf einen Apfelbaum und einige reife Äpfel am Boden treffe. Keine Frage das ich mich mit einem solchen bewaffnet wieder auf den Rückweg mache um nach dem Igelkind zu suchen und erst meine Freude als ich es wieder finde, doch frisst der Igel überhaupt Obst? Meines Wissens nach nicht, ihre Mägen sind nicht dazu ausgelegt Obst zu verdauen, wenn überhaupt, dann naschen sie mal daran wie wir an Süßigkeiten. Umso größer war mein Erstaunen als der kleine Igel sich regelrecht über den Apfel hermachte und dabei zuließ, dass ich ihm eben jenen halte damit er nicht weg rollt. Soweit ich weiß gibt es noch einen zweiten Fall, bei dem sich Igel auch mal über Obst hermachen, Durst.Nun da es in Sturzbächen regnet mache ich mir weniger Sorgen um den Igel und dennoch muss ich immer wieder an ihn zurück denken und daran, dass es nächstes Jahr im Sommer vielleicht noch ein wenig heißer wird und wir noch mehr Fläche bebaut haben, die eigentlich jemand ganz anderem zustehen würde.


Nichts desto trotz habe ich im und um den Wald herum gefunden wonach ich eigentlich Ausschau gehalten hatte, kleine, bunte Tupfer der Natur mit denen ich den Sommer gebührend festhalten und verabschieden und den Herbst willkommen heißen konnte. Wie man diese nachmachen kann erkläre ich im nächsten Eintrag.

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